Engel Sicherheitstraining

Reaktanz

Die Reaktanz

Hat jeder Mensch in sich, egal wie alt.

Reaktanz drückt sich aus in dem Unmut, dem Widerstand, der spontanen Ablehnung, bis hin zum rasenden Zorn, wenn Mensch ohne gefragt zu werden etwas Neues machen soll/muss, eingeschränkt wird, Grenzen gesetzt bekommt, einen Befehl erhält etwas verboten bekommt.

Im biblischen Sinne: „Ihr dürft alles machen, doch in den Apfel dürft ihr nicht beißen.“
Und schon konnten die beiden nicht anders…. Zugegeben, die Schlange hat etwas Öl ins Feuer gegossen.  Doch sollte es den Gottvater samt Paradies wirklich geben; und wir sein Ebenbild sind: dann wusste er, was er da mit dem Verbot auf den Weg brachte, er muss es so gewollt haben.

Auch bei Ihnen kann ich jederzeit Reaktanz wecken! Stellen Sie sich vor, ich würde vor Ihnen stehen und Ihnen folgende Ansage machen:
Pass mal auf, Fräulein!“
 (Allein bei „Fräulein“ dürften sich eigentlich bei Ihnen gerade die Nackenhaare aufrichten)
Morgen bleibt die Bluse, die Du gerade anhast, im Schrank! Kapiert?“

Wahrscheinlich hatten Sie gar nicht die Absicht, diese Bluse morgen noch einmal zu tragen.
Aber ab dem Moment, wo ich Ihnen das Tragen verbiete, können sie Ihre vermeintlich verlorengegangene individuelle Freiheit nur dadurch wiedererlangen, in dem Sie mir und ggf. auch allen anderen, die von diesem Verbot wissen (die Anderen werden gleich noch wichtig)
morgen die Bluse zeigen.

Geht auch andersrum. Verbiete ich Ihnen das Tragen einer grünen Latzhose, kann es sein,
dass Sie noch heute von Boutique zu Boutique springen, um mir morgen eine solche Latzhose tragend zu zeigen.

Reaktanz wird natürlich in der Verkaufsbranche gnadenlos ausgenutzt. Limitierte Auflage, absolute Rarität, Sammlerstück, nur noch bis zum 31.03.2021 zu erwerben, und, und, und. Slogans dieser Art dürften einem Jeden bekannt sein; den wenigsten allerdings der Grund.

Wir haben allerdings zwei Phasen in unserem Leben, da sind wir der sowieso ständig aktivierbaren Reaktanz in enormer Intensität hoffnungslos ausgesetzt.

Menschen, die die erste Phase absolvieren, finden Sie z.B. sehr häufig im Supermarkt.
Diese Klein-Raketen, 3-6 Jahre alt, die sich vor Wut im Supermarkt auf den Rücken wälzen oder die Fußgängerzone zusammenbrüllen, weil sie kein Eis, keine Sweeties oder was sonst noch nicht bekommen. Es ist zwar ein uralter Trick, doch immer noch empfehlenswert: Menschen in dieser Phase verbieten wir am besten das Gegenteil von dem, was wir eigentlich wirklich wollen.
Dann klappt es,…., meistens.

Wir brauchen die Phasen der Reaktanz, um uns individuell zu entfalten. Wir kommen quasi mit zwei Urtrieben auf die Welt. Individuelle Entfaltung und soziale Integration. Die Ambivalenz dieser beiden Triebe lässt uns bis ins hohe Alter die verrücktesten Purzelbäume schlagen.

Und nun ist es nicht so, dass nach Phase Eins der Schalter umgelegt wird; Nein, es flacht ab, manchmal mehr, manchmal weniger, manchmal gar nicht. Und nach einigen Jahren kommt Phase Zwei mit allerhöchster Präsenz und Energie. Die Pubertät. „Sicheres Auftreten bei Völliger Ahnungslosigkeit“

Hier nabelt sich der/die Young Gun von den Eltern ab, schließt sich Peer-Gruppen an,
(hier sind mitunter die Regeln strenger als die im Elternhaus), entwickelt sich halt individuell.

Fehler werden hier seitens der Nachwuchstalente natürlich nicht gemacht…..
Für viele Eltern die größte Herausforderung, denn hier helfen keine Ratschläge, und wenn Sie noch so gut sind. Sie werden einfach nicht angenommen, denn die Eltern haben ja keine Ahnung.

Doch speziell bei dem Thema Drogen kann die Reaktanz zur Gefahr werden.

Der Hauptgrund, weshalb es zum Drogenkonsum kommt, ist der Gruppenzwang.
Doch wenn die Eltern den Konsum verbieten, kann es sein, dass Pubertierende eben wegen dem Verbot konsumieren. (Denken Sie an die Bluse,…, Fräulein.)  😉

Beide Triebe, Individuelle Entfaltung und Soziale Integration, sind hier im Spiel bzw. gefordert.
Das ist leider nicht zu verhindern! Nur eine Umfrage (bundesweit) von vielen ergab: Schüler*innen der 7./8. Klasse aller weiterführenden Schulformen wurden befragt, ob sie bereits Cannabis konsumiert hätten. 34 % aller Jungen, 27% aller Mädchen gaben zu, bereits mal konsumiert zu haben.

Unsere Empfehlung:
Frühzeitig, bereits ab der 3. Klasse, sollten die Erziehungsberechtigten mit ihren Kindern über Drogen sprechen und sie aufklären. Es mag sein, dass eine Strenge Hand den Konsum verhindert, doch ich habe da meine Bedenken. Bitte das Ansehen von Filmen wie z.B. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ als Abschreckung vermeiden. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Nachwuchs neugierig wurde und den Konsum cool findet.

Rechtzeitig aufklären und dann die Verantwortung den Kindern lassen. Denn es ist definitiv nicht zu verhindern, dass die Kinder irgendwann in Kontakt mit Konsumenten*innen kommen. Meiner Einschätzung nach gibt es in Deutschland keine weiterführende Schule ohne einen einzigen Konsumenten. Selbst in katholischen Internaten oder Elite-Schulen/Internaten nicht.

Wenn unsere Empfehlung, das „Schön-blöd-Spiel“ konsequent vom Grundschulalter an durchgeführt wird und das Ehrenwort, nicht zu schimpfen/zu meckern, wenn der Satz „Mama/Papa, hört mal zu, und jetzt bitte nicht schimpfen“ strikt gepflegt wird, kommt es sehr wahrscheinlich zu einer entspannteren Phase 2 der Reaktanz.

Das Leben ist schön!

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